Vernunft tötet,
Leichtsinn befreit,
sei kein Narr,
doch zum Träumen bereit.

Wer hätte vor knapp zehn Jahren, als ich das erste Mal meinen Füller in ein Notizbuch setzte, gedacht, wohin das führt?

Seit dieser Zeit führe ich unregelmäßig Tagebuch – von daher vielleicht eher Wochenbuch. Ich nenne es liebevoll meine Kladden. Ohne sie hätte ich keines meiner Bücher zustande gebracht. Denn egal, was ich noch schreibe werde, alles beginnt und endet zwischen diesen Seiten.

In Lyrik sehe ich stets eine gewisse Erfrischung, abseits der Romanprojekte. Der eine See im Sommer, an den man immer wieder fährt, um sich Hitze und Alltag zu entziehen. 

Die folgenden Gedichte, Textschnipsel und Aphorismen stammen allesamt aus diesen Schmierbüchern.

Alles zu seiner Zeit, hat meine Mutter schon immer gesagt. Sie ist die kostbarste Währung unserer schnelllebigen Welt. Oft leben wir zwischen den Zeiten, getrieben von den Dingen, die der Alltag von uns verlangt. Sklaven der Zeit. Die Freiheit liegt im Augenblick. 

 Wann wird man wissen, ob 

man dem richtigen Weg folgt? 

 

Wohl erst an seinem Ende. 

 

Bis dahin bleibt uns nur 

der Glaube, ihm zu folgen, 

die Hoffnung, ihn zu sehen, 

und die Liebe, um ihn zu bestehen. 

Jede Reise und sei sie noch so groß, beginnt und endet mit einem einzigen Schritt. Und selbst wenn jeder dieser Schritte von Bedeutung sein mag, ist ihre Anzahl im Grunde genommen unwichtig. Viel wichtiger ist, wie oft wir bei dem Versuch, die Reise, die uns auferlegt wurde, zu beschreiten, hinfielen und wieder aufstanden.

Man selbst zu sein, ist wohl die größte Aufgabe, die das Leben einem stellt. Entgegen all den Widrigkeiten des Alltags, den Herausforderungen, all den Niederlagen und Verlusten, die unser Lebensweg für uns bereithält. Entgegen dem Glauben der Masse und der Vorstellung von »man darf nicht« und »man sollte nicht«. Ich finde, man sollte doch noch träumen dürfen. 

Die Menschen sollten tun, was gut für sie ist. Es gibt in dieser Gleichung kein Richtig oder Falsch. Jeder Lösungsweg ist anders und führt dennoch zum selben Ziel - glücklich zu sein. 

Mein Leben lang verspürte ich den Hang zur Kreativität. Bereits zu Grundschulzeiten schrieb ich kleine Geschichten und zeichnete Comics, später Karikaturen meiner Lehrer – ein Glück, dass die nie entdeckt wurden.

Meine Oma brachte mir das Aquarellmalen bei. Was ich daran interessant fand, ist, dass man die Dinge nicht so malt, wie sie sind, sondern, wie sie wahrgenommen werden. So wird ein Wald im Hintergrund zum Beispiel blau gemalt.

Ganz egal ob Lyrik, Fotografie, Malerei, Schauspiel oder Musik – der Mensch lebt durch die Möglichkeit, sich künstlerisch zu verwirklichen. Die Fähigkeit der Sprache, der Seele eine Stimme zu geben, sei es durch ein Bild, einen Song oder eine Geschichte.

Worte sind bedeutungslos, ohne einen Sinn, der sie zum Leben erweckt. Sie können berühren, inspirieren oder bewegen. Manche erlangen auf diesem Wege Unsterblichkeit. Denn das Licht sterbender Sterne erscheint uns noch nach tausenden Jahren am Nachthimmel.

 Dieser Abschnitt stammt aus "Mir selbst so fern."

Das Skript dazu begann als eine einfache Idee einer Wanderung: 

Wie wäre es, wenn all die, die wir mal gewesen waren und sein werden, an einem Tisch säßen?  Wie sähe man sich selbst durch die Augen des Kindes oder dessen, der man mal sein wird? 

Der folgende Text entstand bereits lange bevor ich diese Idee in Worte hüllte und prägte wohl auch den Eigensinn, mit dem Henry sich aufmacht, seinen Traum zu verwirklichen. 

 

 

Die Seele des Kindes. Je weiter es uns in die Abgründe des Erwachsenwerdens hinauszieht, umso leichter wird es uns, sie zu vergessen. Dabei ist sie unsere höchste Errungenschaft. Sie umfasst Eigenschaften, die nur ein reines Herz zu tragen vermag. Eigenschaften, die uns mit wachsendem Alter abhandenkommen. Vor allem wohl der Mut, wir selbst zu sein. Ein Kind hinterfragt sich nicht, es gibt sich gänzlich der inneren Stimme hin, die es führt, Wünsche in ihm weckt und es zwingt, auf die höchsten Bäume zu klettern. 

Im Laufe des Lebens verlieren wir diese Gabe – diesen seelischen Egoismus, der uns wohl bis zum Grundschulalter alle Möglichkeiten der Entfaltung und Selbstwerdung offen hält. Die Erwachsenen schätzen einen dafür und in dieser Zeit gestehen sie ihm einem noch zu – später könnte dieser seelische Egoismus als Verrücktheit oder Abnormalität angesehen werden. 

Am Ende wird niemand fragen, wie viel Geld man verdient oder gespart hat, welches Auto man gefahren hat oder ob man gar angesehen war – die entscheidende Frage wird sein, was man aus den Veranlagungen gemacht hat, die man mit auf den Weg bekam. 

Ein Kind ist auf dem besten Wege dahin, ihnen Gehör zu schenken – bis die Gesellschaft es bricht und zwingt, nicht länger „Kind“ zu sein. 

Doch dieses Wesen sollten wir uns erhalten und ganz bei uns selbst sein. Kinder sind neugierig und unvoreingenommen. Sie haben noch nicht die Vorurteile und Erfahrungen, die uns Erwachsenen unhinterfragt zur Last werden. Sie verspüren den Drang, Neues zu entdecken, anstatt die Welt ordnungshalber in Schubladen zu stecken, die wenig Platz lassen, um darin neue Horizonte zu erschließen. 


Wenige Stunden reifen zu einem kraftvollen Geisteskonstrukt, das sich, wie eine Ranke wilder Rosen, lieblich um unsere Herzen windet und ihnen in Erinnerung ruft, wofür sie schlagen. 

Selbst wenn die Erinnerung mit der Zeit auch an Detailliertheit verliert, so bleibt das sanfte Gefühl, das ihr Fußabdruck auf unserer Seele hinterlässt. 

  

Die Äste waren grün, 

die Natur noch jung, 

kein Wind 

verängstigte uns. 

 

Mal fühlten wir uns leicht, 

an manchen Tagen schwerer, 

mal war das Leben unser Freund, 

und wenn nicht unser Lehrer. 

 

Doch dann ward es Herbst 

und die Welt wurde kalt, 

ein farbenfroher Aufschrei, 

in vergänglicher Gestalt. 

 

Ein fallendes Blatt, 

irgendwo im Wald, 

die Hoffnung stirbt zuletzt, 

der Frühling kommt bald. 


 Wir werden als Riesen geboren, 

alles um uns herum ist klein und nichtig. Und die Kraft in unserem Inneren scheint so unergründlich, dass wir sie niemals infrage stellen würden. 

Doch dann werden wir älter, 

die Welt um uns herum größer und fremder 

und wir selbst erscheinen uns klein und unbedeutend. 

Wir schrumpfen zu Zwergen, die vergessen, dass sie jemals Riesen waren … 

 

Aber so muss es nicht bleiben. 

Nicht solange wir uns daran erinnern, 

und die Kraft aufbringen, wir selbst zu sein. 

Denn nur so können wir die Größe aufbringen, die Welt zu umarmen.

 Hör auf dein Herz 

 

Es wird dich leiten, 

durch des Lebens Labyrinth. 

Hoffnung bedeutet weiter zu schreiten, 

auch wenn man nicht immer gewinnt. 

 

Liebe wird mit Glück belohnt, 

Reichtum ist nicht materiell. 

Folge dem Weg, der dir innewohnt, 

kein anderer scheint dir so hell. 

 

Und führst du dabei auf ewig, 

den Krieg entgegen der Welt, 

beuge dich ihr nicht, 

sondern falle als Held. 

Am Ende der Zeit, 

wenn uns nichts mehr bleibt, 

 

gibt es weder Du noch Ich, 

Uns und Wir, 

Angst und Neid, 

Hass und Gier. 

 

Sind was wir waren, 

Sein und Werden, 

gefallene Engel, 

die da wandeln auf Erden. 

 

Glaubt an euch und eure Träume. Seid nicht artig, sondern einzigartig. Schreibt eure Bücher, malt eure Bilder, lebt eure Kunst und bewahrt euch den Starrsinn, immer einmal mehr aufzustehen, als zu fallen.